SEITE 1: Belvedere (1855), erstes Fichtelberghaus (1889) und der Rittersgrüner Skandal SEITE 2:Der sächsische König Friedrich August III. auf dem Fichtelberg– 1905-1908 SEITE 3: Anton Günther und der Fichtelberg
SEITE 4: Das neue Fichtelberghaus – 1909-1923 SEITE 5:Der gescheiterte Bismarckturm-Anbau und die Schwebebahn– 1924-1928
SEITE 6: Die Brände des Fichtelberghauses 1962/1963 und der DDR-moderne Neubau
SEITE 7: Das heutige Fichtelberghaus
Die Geschichte der Bebauung auf dem Fichtelberg geht weit zurück und bietet widersprüch-liches. Bereits1600 soll es ein Lust- und Jagdhaus auf dem höchsten sächsischen Berg (1215 Meter) gegeben haben. Das wurde 1699 in „Historischer Schauplatz” von Christian Lehmann vermerkt:
„Man erzehlet zwar / daß vor hundert Jahren ein Lust- und Jagthaus / von den Schönburgischen Herren erbauet / darauf soll gestanden seyn / aber nunmehro ist nichts mehr darauf zu finden / weil es mag wenig Ergötzlichkeit gegeben haben...”
Das ist aber nicht verbürgt. Nachweisbar ist eine Notiz von Albert Schiffner. Der teilte 1845 mit, dass „ein Gerüst auf dem Gipfel stehe, welches eine fast unbeschränkte Umsicht gewähre." Diesem Holzgerüst folgte 1855 ein erstes turmart- iges Steingebäude, „Belvedere” genannt. 1889 wurde das erste Fichtelberghaus eingeweiht und 1899 erstmals erweitert. 1910 erfolgte der wesentlichste Ausbau. Der finale mit Bismarckturm scheiterte ab
1925 an Weltwirtschaftskrise
und Weltkrieg. Die überstand
das traditionelle Haus, brannte 1963 aber völlig ab. Ein moderner und DDR-Komplex und ab 1999 das heutige Fichtelberghaus folgten. (LPK)
KALENDARIUM
|1905
Im Sommerhaus wurde eingeheizt
Dem wachsenden Wander- und Übernachtungstourismus auf dem Fichtelberg, der immer mehr an seine Grenzen stieß, wurde zum Jahreswechsel 1905 Rechnung getragen. Durch den Erzgebirgszweigverein Chemnitz konnte im „Sommerhaus”, einem hölzernen Nebengebäude, eine Heizanlage installiert werden, die so fortan auch im Winter Übernachtungen ermöglichte. Der EZV Chemnitz sorgte im Frühjahr 1905 auch für die Ausbesserung des hölzernen Turmaufbaus des Fichtelberg- hauses. Außerdem wurde eine neue Hörnerschlittenbahn vom Fichtelberg zum Springbrunnen gebaut. Abholzung und Planierung wurden von der Königlichen Oberforstmeisterei Schwarzenberg genehmigt.
Neuverpachtung
an alten Wirt
Zum 1. Januar 1906 wurde das Fichtelberghaus durch den Erzgebirgsvereins neu verpachtet. Maßgeblich war dafür weniger der auslaufende Vertrag mit Wirt Wenzel Hieke, als ein Zwischenfall um den Wirt am 25./26. Mai 1904. Hieke hatte den Rittersgrüner Schumacher Poller geschlagen und gefesselt, da er diesen verdächtigte ein Fahrrad gestohlen zu haben. Danach wurde er erstinstanzlich verurteilt, später entlastet. Bereits bis Mai 1905 mussten Pachtzinzgebote eingereicht werden. Mehrheitlich wurde trotz seines „Vergehens” auch Hieke zugelassen. Erforderlich waren eine zu hinterlegende Sicherheit von etwa 2000 Mark und ein verfügbares Barvermögen bzw. Inventar des Wirtes von mindestens 20 000 Mark – viel Geld. Zunächst regte sich nach der Ausschreibung im „Glückauf!” und verschieden Tageszeitungen Widerstand in der Bevölkerung gegen eine Neuverpachtung, da man den Verlust der anerkannt guten Küche und der preiswerten Logis befürchtete. Trotz einer Mitgliederabstimmung des Erzgebirgsvereins gegen eine neue Ausschreibung (458:314 Stimmen) wurde diese als juristisch notwendig angesehen und durchgesetzt. Ein Pächter aus Aue und der Wirt eines Greizer Hotels bewarben sich, sprangen aber wieder ab, es blieben ein Hotelpächter aus Buchholz und Hieke, der seine Pachtsumme auf 1600 Mark jährlich erhöhte, damit aber auch erklärte, dass er nicht mehr zahlen könne. Obwohl der Buchholzer Pächter sein Gebot sogar erhöhen wollte, erschien er, als unverheiratet und weniger gastronomisch erfahren, dem Vorstand des Erzgebirgsvereins als ungeeignet. Hieke wurde einstimmig Ende des Jahres der Zuschlag gegeben. (LPK)
Bericht zur Verpachtung
des Fichtelberghauses auf der Jahreshauptversammlung des Erzgebirgsvereins, 12. bis 14. August 1905 in Zwönitz.
Glückauf!, September 1905.
Mehr zum umtriebigen ersten Wirt Brutus Fleischmann, einem Mord, Landstreichern und dem Rittersgrüner Skandal
Postkartenverkauf als großes Geschäft
Der Erzgebirgsverein hatte stets das Monopol Ansichtspostkarten vom Fichtelberghaus drucken zu lassen und zu vertreiben. Dies wurde zwar auch unterwandert, konnte durch die Posthilfsstelle auf dem Fichtelberg und der Post in Oberwiesenthal nach 1898 rigoros eingedämmt werden.
Die Verkaufszahlen schwankten je nach Witterung. 1904 wurden ausschließlich auf dem Fichtelberg 39 600 Ansichtspost-karten verkauft; 1905 waren es 38 750. Wieviele Motivkarten auch in Oberwiesenthal abgesetzt wurden, bleibt offen. Für den „Ankauf der Post-Karten”, wurden 1905 1349,87 Mark ausgegeben. Eingenommen werden konnten 3775,25 Mark.
Interessant ist auch, dass 1905 746 Postkarte vom Fichtelberg mehr verschickt, als dort verkauft wurden. Vielleicht nur einfache Drucksachen oder von den Besuchern auch unterwegs erworbene Karten könnten dies sein. Während auch im Umkehrschluss nicht jede auf dem Gipfel gekaufte Karte auch dort verschickt wurde. (LPK)
Verkehr der Posthilfstelle
auf dem Fichtelberge im Jahre 1905. Glückauf!, Januar 1906
Auf der turnusmäßigen Sitzung des Gesamtvorstandes des Erzgebirgsvereins am 22. Juli 1906 in Buchholz wurde erstmals eingehend über die Errichtung eines Turmes als Erweiterung des Fichtelberghauses beraten. Während dringende Arbeiten für die Abortbauten mit 2350 Mark genehmigt wurden, ging Lehrer Müller als Vertreter des Zweigvereins Chemnitz in die Offensive. Er lehnte den Anbau eines Trockenraumes ab. „Man möge lieber auf einen größeren Bau in späterer Zeit zukommen, der jetzige Turm sei auch des Erzgebirgsvereins nicht mehr würdig, besser sollte der Bau eines stattlich Bismarckturms ins Auge gefasst werden” so Müller. Der Zweigverein Chemnitz ließ seinen Plan zur Errichtung eines „Bismarck-Gedenkhügels” auf dem Fichtelberg fallen, strebe so Müller „dafür aber die Erbauung eines selbstständigen Turmes in unmittelbarer Nähe des Fichtelberghauses an.” Der EV-Vorsitzende Möckel stimmte zu, mahnte, dass zweierlei nötig sei: Erweiterungsbau und Bismarckturm. Der geplante Trockenraumanbau wurde daraufhin gestrichen. (LPK)
Überraschend kündigte der Fichtelberghaus-Wirt Wenzel Hieke zum Jahreswechsel 1906/07 sein Ausscheiden
zum Ende des Jahres 1907 an. Gesundheitliche Gründe haben den Ausschlag für diesen Entschluss gegeben. Eher waren es wohl Machtspielchen um Pacht und nötige Sanierungen des Hauses, die ihn bewogen. Hieke nahm seinen Entschluss zurück und blieb auch über das Jahr 1908 hinaus Wirt. (LPK)
| 1907
Ausbau des Prinzenweges
Im Frühjahr 1907 beschloss der Vorstand des Erzgebirgsvereins eine eigenständige Wasserver- sorgung für das Fichtelberghaus. Darüber hinaus stellte der Verein beim Regierungsministerium einen Antrag zum Ausbau des Prinzenweges zur Straße, um den aufkommenden Autoverkehr gerechter werden zu können und steuerte selbst 350 Mark aus dem Haushalt bei. Der Wanderweg wurde durch Abholzung verbreitert und mit Schotter versehen. (LPK)
|1908
Von der Stallung zum Schlafsaal
Der Beginn umfangreicher Ausbauarbeiten auf dem Fichtelberg. Zwischen Spät- sommer und Dezember 1908 wurde die alte Stallung zu einem Wirtschaftsgebäude mit Übernachtungsmöglichkeiten ausgebaut. Im Untergeschoss bot die „Wagenhalle” nun bis zu zehn Kutschen und 14 Pferden Platz. Im Obergeschoss entstanden zwei Schlafsäle mit 52 und 56 m² für zehn und 14 Betten sowie zwei kleinere Wohn- bzw. Schlafräume für Kutscher mit 12 bzw. 18 m². Die Kosten betrugen wie zuvor kalkuliert 12 800 Mark. (LPK)
Bericht über den Ausbau.
Glückauf!, März 1909, S. 28/29
1906 und 1907 weilte der sächsische König Friedrich August III. und seine Familie auf dem Fichtelberg. Anton Günther war bei diesen Besuchen gern gesehener Gast und schaffte nicht zuletzt durch seine Liedzeile „Mit kan Känich mächt ich tauschn...” aus seinem Lied „Wu da Wälder hamlich rausch'n.” in Sachsen seinen Durchbruch. Auch das Fichtelberghaus erlebte nach
den königlichen Besuchen endlich auch den erhofften Besucheransturm. 21 Postkarten vom Fichtelberg – 1905 bis 1908
CHRONIK 28. Dezember 1906
Der erste Besuch des sächsischen Königs auf dem Fichtelberg war nach jahrelangem Werben des Erzgebirgsvereins zunächst wenig vom Glück beschienen. Einer ersten terminlichen Absage, folgte im Winter 1905 eine witterungsbedingte. Ein plötzlicher heftiger Wintereinbruch ließ die schon geplante Winterwanderung des Königs Friedrich August III. mit seinen Prinzensöhnen kurzfristig platzen. Fast schon überraschend kam da die Ankündigung aus Dresden, nach Weihnachten 1906 einen neuen Versuch zu starten.
Recht kurzfristig, wenige Wochen vor dem Besuch, traf beim Oberwiesenthaler Bürgermeister Pilz ein Telegramm ein, demzufolge „der König, Kronprinz Georg, die königl. Hoheiten Prinz Christian und Ernst, Ihre königl. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde am 28. Dezember Mittag mittelst Sonderzuges in Oberwiesenthal eintreffen werden."
Der königliche Sonderzug war an diesem Freitag um 7.50 Uhr im Dresden gestartet, in Annaberg empfangen und mit Kirchengeläut nach Cranzahl weitergeleitet worden, wo ein Zugwechsel anstand. Im Sonnenschein ging es nach Oberwiesenthal, wo der Zug fast pünktlich gegen 12 Uhr eintraf.
Eine riesige Menschenmenge empfing die Königsfamilie. Bürgermeister Pilz bot sich als Führer an, wünschte den
königlichen Herrschaften viel Freude und dass der König die Überzeugung schöpfen möge, dass gute Sachsen die Höhen des Erzgebirges bewohnen. Nach einem Gedichtvortrag der Bürgermeister-Tochter Marianne ging es schnell zu Fuß über den Markt zum Fichtelberg.
Nach einer Stunde erreichte der König als erster das Fichtelberghaus. Dort wartete eine große Menschenmenge und nach kurzem protokollarischen Empfang, diesmal durch den Erzgebirgsverein, betrat der König mit seinen Söhnen unter Hochrufen und dem Gesang des Liedes „Den König segne Gott!” den vollbesetzten Gastraum und begab sich in das zweite an das Büfett anstoßende Zimmer. Dort wurde nach Eintreffen der restlichen Hoheiten mehrgängig getafelt. Gekocht hatten der Fichtelberghaus-Wirt Hieke und der Bärensteiner Koch Gehlert. Getrunken wurde erst Wein, dann böhmisches Bier, dass Wirt Hieke dem König in einem eigens mit dessen Porträt gravierten Glas kredenzte.
Anton Günther hatte seinen ersten großen Auftritt. Er überreichte clever erst seine Liedpostkarten und sang die dazugehörigen Lieder „Grüß dich Gott, mei Arzgebirch.” und „Mei Vaterhaus.” Diese und andere Lieder Anton Günthers wurden fortan auch im sächsischen Königshaus oft gesungen, wie Prinz Christian Jahrzehnte später in einem Interview bestätigte. Anton Günthers Durchbruch
Sachsens König Friedrich August III. als Wandersmann, 1913. Postkarte nach Photo von Nicola Perscheid (*1864, †1930).
in Sachsen war damit endgültig geschafft. Nach einer Stunde endete der Besuch auf dem Fichtelberg mit einer Hörnerschlittenfahrt nach Oberwiesenthal. Dort empfingen die beiden königlich sächsischen Militärvereine die königliche Familie auf dem Markt. Im Hotel „Stadt Karlsbad” wurde noch eine
Weihnachtskrippe besichtigt, bevor es mit dem Sonderzug zurück nach Dresden ging. Zuvor stellte der König dem Bürgermeister gegenüber ein alsbaldiges Wiederkommen in Aussicht. Dass dies bereits ein halbes Jahr später erfolgen würde, damit hatte keiner gerechnet. (LPK)
Bericht über den ersten Besuch auf dem Fichtelberg in der Vereinszeitschrift des Erzgebirgsvereins Glückauf!, Januar 1907
Aufnahmen des Hofphotografen Albin Meiche, Annaberg zum ersten Besuch der königlichen Familie am 28. Dezember 1906. Veröffentlicht 1907 im März-Heft des Glückauf! und zuvor im Annaberger Wochenblatt. Zur vergrößerung ins Bild klicken.
CHRONIK 26./27. Juli 1907
Nach dem ersten Winterausflug 1906 gab sich Sachsens König Friedrich August III. nur ein halbes Jahr später noch einmal
die Ehre, bestieg erneut den Fichtelberg.
Diesmal im Rahmen seiner Erzgebirgsreise und
ein einziges Mal übernachtete der Monarch sogar auf dem höchsten Berg seines Reiches.
Die königliche Unterkunft
mit Wohn- und Schlafgemach wurde komplett neu ausgestattet, von den Gardinen bis zum Möbel.
In beiden Zimmern wurden Sofas und je zwei Sessel gestellt, die mit grünem Plüsch bezogen jeweils die goldbestickte königliche Krone erhielten. Das Wohnzimmer zierte das Bildnis des königlichen Vaters und zwei prächtige Hirschgeweihe, das Schlafzimmer bekam ein Gemälde der königlichen Kinder. Ausgestattet wurden die Räume vom Annaberger Bruno Matthes, bezahlt vom Erzgebirgsverein und dem Wirt. Während das Wohnzimmer nach dem Besuch wieder abgebaut wurde, blieb das Schlafzimmer über Jahre unverändert.
Ab 18 Uhr fand ein feierliches Souper mit Huldigungen und einer festlichen Tafel statt. Die war mit zwei großen als Leuchter ausgestattete Rosenbuketts aus Porzellan schmückten die Tafel. Die Menüfolge: Suppe, Forelle
mit frischer Butter und
Kartoffeln, Rehrücken mit Salat, Kompott, Erdbeeren und Äpfel.
Das alles war festgehalten
auf einer Speisekarte aus Kork in einem mit einer Goldschnur und dem Bilde des Königs verzierten Umschlag. Im Anschluss hatte Anton Günther seinen großen karrierefördernden Auftritt – an anderer Stelle mehr. Es folgten weitere Vorträge, Ansprachen und Stiftungsansinnen, bevor die Runde gemütlicher wurde. Zunächst genehmigte sich der König eine Skatrunde mit seinen Begleitern, dann viel Wein und Gespräche im kleineren Rahmen. Dabei wurden ihm die Umbaupläne des Fichtelberghauses vorgestellt. König Friedrich August kündigte an, dass sie Prinzen noch 1907 eine Wanderung durch das obere Erzgebirge unternehmen werden und dabei auch den Fichtelberg besuchen werden.
Am Folgetag um 7.45 Uhr, bei Sonnenschein, brach
der König zu Fuß weiter
nach Crottendorf auf. (LPK)
Es war der 26. Juli, als der König mit seinem Gefolge von Zweibach aus seine Wander- ung auf den Fichtelberg unter- nahm. Der König begab sich im Nebel mit nach nur kurzen Empfängen in Tellerhäuser
und Oberwiesenthal zielstrebig zum Fichtelberg, wo er fast planmäßig 15.30 Uhr am Unterkunftshaus eintraf. Auch hier, wie unterwegs säumten Einheimische und Touristen den Weg des Königs.
Der zweite Besuch des Königs am 26. und 27. Juli 1907 von Franz Landgraf fotografiert und auf Postkarte erschienen.
CHRONIK 30. September bis 3. Okober 1907
Ein Herbstausflug durch das Erzgebirge und auf den Fichtelberg
Bereits während seines Sommeraufenthaltes am 26. Juli 1907 auf dem Fichtelberg hatte der sächsische König, Friedrich August III., angekündigt, dass die drei Prinzen, Kronprinz Georg (14 Jahre), Christian Friedrich (13) und Ernst Heinrich (10), eine mehrtägige Wanderung durch das Erzgebirge machen werden. Den Vorsitzenden des Erzgebirgsbirgsvereins, Hermann Möckel, bat der König schnellstmöglich „bei der Begutachtung der Reisepläne Vorschläge für die Wanderung zu unterbreiten."
Montag, 30. September 1907: Früh am Morgen starteten die kleinen Hoheiten, begleitet von drei Altersgenossen und dem „Hofstaat” ihre Reise von Dresden aus mit der Eisenbahn zunächst nach Falkenau bei Flöha, von wo
aus die Wandergesellschaft angeführt von Major Baron
O'Bryn, Leutnant von Globig und einigen Bediensteten südlich zum Schloss Augustusburg aufbrach.
Dort wurde gerastet, das Schloss, die Kapelle, der Hafenbau (Töpferei) und die alte Linde in Augenschein genommen. Danach erfolgte über den Kunnerstein der Abstieg zur Bahnstation in
Hennersdorf, von wo die Reise weiter mit der Bahn nach Annaberg ging. Dem Besuch der Stadtkirche und des Friedhofes folgte der Aufstieg zum Pöhlberg, von dem aus an diesem Tage eine „außergewöhnlich beschränkte Aussicht” herrschte. Zurück in Annaberg, hatte sich der königliche Besuch bereits herumgesprochen und der Weg der Prinzen wurde von der Bevölkerung gesäumt. Übernachtet wurde im Hotel „Museum".
Dienstag, 1. Oktober 1907: Noch in der Dunkelheit wurden die Prinzen von der Annaberger Stadtkapelle mit einer Morgenmusik geweckt. Gegen 6 Uhr ging es dann wieder mit der Eisenbahn nach Obercrottendorf. Dort begrüßte Pfarrer Merz die königlichen Prinzen, bevor es zu Fuß die 10 Kilometer hinauf zum Fichtelberg ging.10.10 Uhr kamen die Prinzen fast planmäßig zum ausgiebigen Frühstück im Fichtelberghaus an. Die Zeitschrift des Erzgebirgs-vereins, „Glückauf!” berichtete detailliert:
„...Es bestand aus Suppe
mit Einlage, Schnitzel mit Gemüsebeilage, Mehlspeise, Nachtisch und Obst. Dazu gab es leichten Moselwein..." Der allerdings vermutlich nicht für die Königskinder. „Nachdem zweiten Gang erfolgte die Besteigung des Aussichtsturmes. Herrschte bei der Ankunft auf dem Fichtelberge dichter Nebel, so bot sich dann vom Turme aus ein herrlicher Ausblick; teils durch das immer lichter werdende Nebelgebilde hindurch, teils bei prächtig klarem Himmel weideten
die hohen Gäste sich an
dem Anblick der großartigen Landschaftsbilder und gaben immer und immer wieder ihre Freude an dem
Gesehenen Ausdruck”, so der Vereinsbericht. Weil es so schön war, bestiegen die Prinzen nach dem ausgedehnten Mahl noch einmal den Turm, bevor sie im Spalier Oberwiesenthaler Kinder und einer zünftigen Ansprache von Bürger- meister Pilz gegen 12 Uhr den Fichtelberg verließen.
In Oberwiesenthal trennten sich dann die drei Brüder. Der jüngste der drei Königssöhne, Ernst Heinrich, reiste gemeinsam mit einem gleichaltrigen Freund und Leutnant von Globig nach Warmbad-Wolkenstein.
Dort erfolgte ein Besuch
des Bades, ein Diner und
die Wanderung zur Dreibrüderhöhe bei Marienberg. Kronprinz Georg und Christian Friedrich wanderten mit ihren Freunden und Baraon O'Bryn zum „Neuen Haus”, wo sie sich „am Vortrag erzgebirgischer Lieder erfreuten”, gingen dann weiter zum Keilberg, anschließend über Unruh und Pfarrwiesen nach Joachimsthal, von wo sie der Fichtelberghauswirt Wenzel Hieke mit seinem Wagen nach Schlackenwerth zum Bahnhof brachte, von wo sie mit dem Zug nach Komotau weiterreisten.
Mittwoch, 2. Oktober 1907: Zum Abschluss ihrer Dreitagesreise unternahm Prinz Ernst Heinrich noch einen Ausflug zum Katzenstein bei Pobershau und anschließend nach Zöblitz, die beiden anderen Prinzen fuhren von Komotau über Brüx nach Klostergrab mit der Bahn. Von dort aus wanderten sie über Niklasberg, Moldau zum Jagdschloss Rehefeld, bevor sie nach Dresden zurückkehrten. (LPK)
Königskinder: Kronprinz Georg (oben), Christan Friedrich (r.)
und Ernst Heinrich auf einer Postkarte, 1908.
Der letzte sächsische König:
Kronprinz Friedrich August mit seiner Frau, der Kronprinzessin Luise von Österreich-Toskana und den Kindern Friedrich August Georg (rechts oben), Christan Friedrich (rechts unten), Ernst Heinrich (links) und Margarethe Carola Wilhelmine im Jahr 1901. Das Paar heiratete am 21. November 1891 in Wien.
König Friedrich August III. mit seinen sechs Kindern im Jahr 1914. Von links: Ernst Heinrich, Margarethe, Alix, Anna, Christian Friedrich und Kronprinz Georg.
Kronprinz Georg
Prinz Georg von Sachsen
gefunden und am 16. Juni 1943 in der Neuen Gruft der Katholischen Hofkirche Dresden beigesetzt. Prinz Ernst Heinrich bezweifelte 1943 öffentlich die Natürlichkeit des nie ausreichend geklärten Todes, zog den Zorn der Gestapo auf sich, die ihn verhaftete und verhörte, Konsequenzen letztendlich aber scheute. (LPK)
* 15. Jan. 1893;
† 14. Mai 1943.
Der älteste Sohn und Kronprinz. Statt König wurde er am 15. Juli 1924 zum römisch-kath. Priester geweiht, trat später dem Jesuitenorden bei und wurde Seelsorger. Bei einem seiner Vorträge 1929 in Meißen predigte er: „Liebe ist das Gebot der Stunde im Verhältnis von Katholiken und Protestanten und darüber hinaus auch zu unseren jüdischen Mitbürgern.“ Fortan stand Pater Georg unter Beobachtung der Gestapo. Dennoch versteckte er Opposition- elle und verhalf Juden zur Ausreise. Mysteriös war sein Tod. Am 14. Mai 1943 ertrank Georg 50-jährig im Groß Glienicker See bei Berlin – Herzversagen. Seine Leiche wurde erst vier Wochen später
Friedrich August III. (* 25. Mai 1865, † 18. Februar 1932) war
der siebente und letzte sächsische König. Er residierte vom 15. Oktober 1904 bis zum Ausbruch der November- revolution am 13. Oktober 1914. Er war ein volksnaher und beliebter König, passionierter Jäger, Wanderer und Bergsteiger und ein Monarch der es vorzog auch am Hofe
und in adligen Kreisen Sächsisch statt Hochdeutsch zu sprechen und er war stets für kecke Sprüche bekannt. Seine bekanntesten, wie „Dann macht doch eiern Drägg alleene“ bei seiner Abdankung 1918, sind historisch umstritten, nicht belegbar oder vielleicht auch einfach nur erfunden.
Skandal um Prinzessin Luise
Prinzessin Luise, 1911 und der belgische Sprachlehrer André Giron, 1903. Er war der Grund für den Eheskandal am Dresdner Hof.
Der Direktor der Dresdner Geburtsklinik, Dr. Leopold wurde kurz nach der Geburt 1903 nach Lindau geschickt. Er stellte eher Ähnlichkeiten mit Friedrich August fest. Das Kind sei blond und helläugig, Luise und ihr Liebhaber hingegen eher dunkel geprägt. Beeiden wollte der Arzt sein Gutachten dann allerdings doch nicht. Mit zunehmendem Alter verdunkelten sich Haare und Augen der Prinzessin Anna Monika Pia auffallend. Friedrich August erkannte sie dennoch als seine Tochter an. Schon vor der Geburt dieser dritten Tochter wurde durch ein Sondertribunal von König Georg die Ehe zwangsweise aufgehoben.
Die Prinzessinen Margarethe, Anna und Alix, 1907.
Friedrich August musste versprechen, Luise nie an den Hof zurückzulassen. Seine katholische Konfession erlaubte es ihm nicht wieder zu heiraten er, schaffte es aber mit Geduld und Diplomatie 1907 seine Tochter an den Dresdner Hof zu holen. Luise, auch vom österreichischen Kaiserhaus verstoßen, wechselte ihre Partner weiter häufig, erhielt im Tausch gegen das Kind den Titel Gräfin von Montignoso und bis zum Zweiten Weltkrieg vom sächsischen Hofe eine jährliche Apanage von 40 000 Mark. Als die Geldquelle im Zweiten Weltkrieg versiegte, verarmte sie, hielt sich als Blumenfrau über Wasser und starb 1947 in
Ixelles bei Brüssel. (LPK)
500 000 kamen
zum Begräbnis
Friedrich August, der sich nach seiner Abdankung auf sein schlesisches Schloss Sybillenort zurückzog, starb 66-jährig an einem Gehirnschlag. Zu seinem Begräbnis am 23. Februar 1932 in der Gruft der Dresdner Hofkirche kamen über 500 000 Menschen. (LPK)
Todesanzeige der Wettiner für Friedrich August III., 1932.
Friedrich August zog sechs Kinder allein groß, nachdem noch vor der Thronbesteigung seine Frau, die Kronprinzessin Luise von Österreich-Toskana, im Dezember 1902 schwanger mit dem belgischen Hauslehrer ihrer Kinder durchbrannte. Es war einer der größten Skandale im deutschen Hochadel des 20. Jahrhunderts, der allerdings auch durch Intrigen begünstigt wurde. Die lebenslustige Prinzessin eckte am konservativen sächsischen Hofe immer wieder an. Sie war beim Volke beliebt, anders als König Georg, der Vater ihres Mannes. Aus Neid wurden meist über Innenminister Georg von Metzsch-Reichenbach und die boulevardeske Tageszeitung „Dresdner Rundschau” Gerüchte über Affären gestreut. Die meisten waren erfunden und haltlos, die Affäre mit dem Sprachlehrer André Giron dann aber wohl doch nicht.
Ein Telegramm der verzweifelten, in die Enge getriebenen Luise an Giron wurde vom Geheimdienst abgefangen und am Hofe gemutmaßt, das Kind könnte von Giron und nicht vom Kronprinzen sein, was sich nie ganz ausschließen ließ.
POSTKARTEN1905-1908
Pro Jahr wurden im Fichtelberghaus ab 1903 zwischen 30 000 und 38 000 Postkarten verkauft. Die Zahl der gekauften Karten in Oberwiesenthal nicht mitgerechnet. Das Monopol hatte der Erzgebirgsverein. Nur ihm war es offiziell gestattet Postkarten drucken zu lassen. Brutus Fleischmann, 1889 der erste Wirt, umging dies, ließ selbst Karten drucken und verdiente gut daran. Es war nicht seine einzige Missetat, weswegen ihn der Erzgebirgsverein 1898 mit Polizeigewalt "entfernte". Es ist schwer einzuschätzen, wieviel Motive zwischen 1893 und 1942 erschienen. Es wurde stets von etwa 200 ausgegangen. In der Postkarten-Hochzeit zwischen 1897 und 1929 sind jährlich mindestens zehn neue Karten erschienen, ab Mitte der 1930er Jahre unzählige Echtphotopostkarten – da nicht mehr ausschließlich vom Erzgebirgsverein beauftragt. Es muss also selbst abzüglich der kargen Kriegs- und Wirtschaftskrisenjahre von 400 Kartenmotiven aufwärts ausgegangen werden.(LPK)
1905Postkarte mit nachträglich einkopierten Hörnerschlittenfahrern.
Aufnahme von J. Morlock, Dresden
1905Postkarte mit Hörnerschlitten. Aufnahme von Hofphotograph
Albin Meiche, Annaberg
1905Postkarte mit Fichtelberghaus im Winter. Photographie u. Verlag
Ernst Just, Annaberg
1905 Postkarte von A. Meiche, Annaberg. Unteres Foto wurde vor 1898 aufgenommen
1906Postkarte vom Winter-Besuch
des sächsischen Königs. Aufnahme von
HofphotographAlbin Meiche, Annaberg
1906Postkarte vom Winter-Besuch
des sächsischen Königs. Aufnahme von
HofphotographAlbin Meiche, Annaberg
1906Postkarte vom Winter-Besuch
des sächs. Königs. Aufnahme von HofphotographAlbin Meiche, Annaberg
1907Postkarte Fichtelberghaus im Sommer mit der Wirtsfamilie Hieke. Aufnahme von Franz Landgraf, Zwickau
1907Postkarte Fichtelberg von Neudorf aus. Lithographie Woldemar Müller. Förster & Borries, Zwickau
1907Postkarte vom zweiten Besuch des sächs. Königs am 27. Juli 1907. Aufnahme Franz Landgraf, Zwickau
1907Postkarte vom zweiten Besuch des sächs. Königs am 27. Juli 1907. Aufnahme Franz Landgraf, Zwickau
1907Postkarte mit Ringelrein junger Mädchen vor dem Fichtelberghaus. Aufnahme von Franz Landgraf
1907Postkarte mit Panorama
„Vor dem Sonnenaufgang”,
Kunstverl. Wilh. Vogel, Schwarzenberg
1908Postkarte Fichtelberghaus im Sommer mit honoren Perönlichkeiten. Aufnahme von Franz Landgraf, Zwickau
1908Postkarte Oberwiesenthal
mit Fichtelberg. „Fensterkarte” mit Rahmenschmuck von H. Unger, Leipzig
1908Postkarte Fichtelberghaus
im Sommer mit zwei Wanderern.
Aufnahme Franz Landgraf, Zwickau
1908Postkarte
vom Fichtelberghaus, Hörnerschlitten und „Hero-Onkels”
1908Postkarte Fichtelberg und Oberwiesenthal im Kunstverlag
Wilh. Vogel, Schwarzenberg
1908Postkarte Fichtelberghaus
im eisigen Winter mit Bediensteten Aufnahme Franz Landgraf, Zwickau
1908Postkarte Fichtelberghaus
vom Prinzenweg aus gesehen
Aufnahme Franz Landgraf, Zwickau
Quellen: Historischer Schauplatz. Christian Lehmann, Schneeberg, 1699; Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Erzgebirgsverein, 1903; 50 Jahre Erzgebirgsverein 1878-1928, Hans Siegert, Leipzig; Glückauf!, 1928; Zeitschrift des Erzgebirges 1888 bis 1943, Festschrift 125 Jahre Erzgebirgsverein, 2003, Johanngeorgenstadt; Seilbahnen der DDR. Mario Schatz, Transpress Verlag Berlin, 1987;
Freie Presse Chemnitz, 1. Juli 2011: Doch keine neue Kabinenbahn in Oberwiesenthal; Ski- und Heimatmuseum Oberwiesenthal Letzte Aktualisierung: 18. Februar 2014 Erstellt mit Adobe Dreamweaver CS5.5. Optimiert für Mozilla Firefox. Javascript erforderlich.