Of da Barch, do is halt lustich... Sonderausstellung der Galerie „Die Hütte” in Pobershau von Juni bis September 2012
Anton Günther in Öl und Goldrahmen. Das Bild ist wohl um 1940 oder später entstanden.
Es stammt aus Pobershau, wurde sogar persönlich zur Ausstellung gebracht. Daneben links Anton Günther um 1925
Herausragende Exponate
In Erinnerung an den erzgebirgischen
Sänger, Komponisten und Lithographen
Anton Günther, dessen Todesjahr sich im
Jahr 2012 zum 75. Mal jährte, zeigten mehr
als 20 Leihgeber von Juni bis Mitte September 2012 ganz private Erinnerungsstücke. Darunter befanden sich Schnitzwerke, Liederbücher, Liedpostkarten und ganz eigene künstlerische Werke, die Anton Günther zum Thema hatten.
Die Original-Tabakspfeife Anton Günthers mit Tabaksbeutel aus der Zeit um 1935.
Anton Günthers Tabakspfeife ist eines
der wenigen bei der Vertreibung geretteten Originalstücke, und auch noch im Besitz der Familie. Sie ist auch immer wieder seit etwa 1930 auf Postkartenfotos zu sehen. Ob es genau diese ist, lässt sich nicht herausfinden. Auf einem Foto seines Arbeitszimmers sind an der Wand allein sieben zu erkennen. Andere private Stücke, wie
die signierte Gitarre (seit 2011 als Schenkung der noch lebenden Günther-Tochter Irmgard Major im Besitz des Sächs. Volkskunstmuseums Dresden) oder der Originalhut (war 2006 in Annaberg zu sehen) wurden Jahrzehnte in Museumsdepots „versteckt”, und erst nach 1989 auf Drängen der Anton-Günther-Erbengemeinschaft zurückgegeben. Die Pfeife stellte der in Klingenthal lebende Enkel Anton Günther Lehmann als Leihgabe zur Verfügung. (LPK)
Eine handschriftliche Postkarte Anton Günthers aus dem Jahr 1929 mit Gage-Forderung für ein Auftrittsangebot.
Auftrittsanfragen bekam Anton Günther vorrangig aus Sachsen unzählige. Einige lehnte
er ab, die meisten positiven Bescheide kamen per Liedpostkarte. Günther gestaltete seine Abende mit 20 Liedern, Vorträgen und Gedichten, mit oder ohne Musiker und auch als Bestandteile anderer Programme und Feste. Je nach Zeitaufwand und Reisekosten berechnete er die Programme ab 50 Mark und in diesem Fall auf 100 Mark. Während der Inflation um 1921 wurden schon mal 400 Mark daraus. Diese Postkarte wird unter Anton-Günther-Insidern als das Schmuckstück der Ausstellung gewertet – was manche vielleicht überraschen könnte. (LPK)
Wandertagebuch mit eigeklebter Widmungen Anton Günthers, 1926.
Zu Anton Günthers Lebzeiten pilgerten Wanderer förmlich nach Nordböhmen und
vor allem in die Gegend von Gottesgab.
Alle wollten auf ihren Pfaden Anton Günther
treffen – was nach Überlieferungen gar nicht so ausgeschlossen war. Viele schauten sogar am Wohnhaus vorbei. Unzählige angemeldete Gruppen begrüßte Anton Günther vor seinem Haus, nahm sich fünf oder zehn Minuten Zeit
und selbst für unangemeldete Besucher war er greifbar. Anton Günther war halt auch Geschäftsmann. Ohne ein paar erworbene und signierte Liedpostkarten ging selten ein Besucher wieder nachhause. (LPK)
Eine schöne neuere Schnitzerei:
Anton Günther mit Gitarre.
Neben den Erzgebirgszweigvereinen waren
es auch die Schnitzvereine, die mit ihren privaten Werken zum Gelingen der Ausstellung beitrugen. Zu erwähnen sind hier: der Schnitzverein Gornsdorf und Borstendorf. Dem Aufruf zur Ausstellung folgte auch ein Unternehmen aus Schwarzenberg. Matthias Drechsel hat in Abstimmung mit dem Dichter-Enkel Anton Günther-Lehmann eine Holzfigur mittels handgeführter Frästechnik entwickelt. Diese Figuren stehen in unterschiedlichen Größen
und Farbgebungen zum Verkauf bei Feinste Holzfiguren Drechsel
Seit 1997 ist die Galerie „Die Hütte“ Herberge für ein außerordentliches Lebenswerk – für die geschnitzten Figuren des Pobershauers Gottfried Reichels. Der „Hausherr“ stellte fünf selbst geschnitzte Figuren-Gruppen der Sonderausstellung zur Verfügung. Jedoch hat er nicht Anton Günther geschnitzt, sondern seine Lieder bildnerisch gestaltet. Er hatte er sich die Liedtexte Anton Günthers zur Inspiration genommen, schuf das „Klippl-Lied“, „Dr Schwammagieher“ und „'s Annel mit'n Kannl“. Nach ihrer Vollendung fügte Gottfried Reichel
alles zu einem „Anton-Günther-Leuchter“ zusammen, der sonst bei ihm im Wohnzimmer hängt.
„Und er war doch da...!”
...1936 war Anton Günther, wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag und nur elf Monate vor seinem Tod noch einmal im Erzgebirge zu Gast. Auf Einladung des Erzgebirgsvereins nahm er von Pobershau aus auch an einer Sternwanderung zum Katzenstein teil. Willy Löschner, der 89-jährig im April 2010 verstorbene Pobershauer Mundartdichter war seinerzeit als gerade 16-Jähriger mit auf der Wanderung, bewunderte ein Leben lang Anton Günther und schrieb über den damaligen Besuch im Jahr 2001 sogar ein Gedicht. und veröffentlichte ein längst vergriffenes, leider nicht wieder aufgelegtes Gedichtbändchen „Drubm ofm Barg.” Das durfte natürlich in einer Anton-Günther-Ausstellung in Löschners Geburtsort nicht fehlen.
Anton Günther hat im Erzgebirge seine Spuren hinterlassen, besuchte vielerorts Veranstaltungen, wo er seine bekannten Lieder anstimmte. Jährlich zum Himmelfahrtstag veranstaltete der Erzgebirgsverein eine Sternwanderung ins schöne Erzgebirge. Am 21. Mai 1936 war der Katzenstein in Pobershau für die dritte Sternwanderung an der Reihe. Mit Gesang und Anton Günther in der Mitte zogen die Zweigvereine zu ihrem festgelegten Ziel Katzenstein. Dieses musikalische Ereignis, dass Löscher als junger Mann erlebte, war für den Pobershauer Mundartdichter Willy Löschner (1920-2010) Anlass ein Gedicht über den Besuch Anton Günthers in Pobershau zu verfassen.
Das Gedicht von Willy Löschner
Immer zu dor Himmelfahrt,
wenn schienes Watter war,
macht dor Erzgebirgsverein
säne Sternwandrung jed´s Gahr.
Alle Zweigvereine zugn
mit Gesang und Spiel
schu in aller Herrgottsfrüh
hie zu än festgelegtn Ziel.
Aa unser Wahrzäägn, do Katzenstää, war mol an dor Reih´, gruß un klää kam do gezugn, domols im Monat Mai.
Dan Frühlingstog vergaß ich nie,
Es Watter konnt net schäner sei,
dos frische Grü´, die rääne Luft,
erfüllt vom Vugelsang un Kuckucksschrei.
Wir schriebms Gahr 1936,
wie die Sternwanderung hier war,
dos muß ich eich e´mol dorzähln
noch nu´mehr 65 Gahr.
Dor Oestreich Hans betrieb seiner Zeit än Imbiß un Getränkestand mit Limo, Selter, Wäz´nbier un Frasserei su allerhand. Un wenn an Sonn- un Feiertogn war Huchbetrieb am Stää, holfm mir Bosseln aus am Stand, er schaffts sinst net e´lää.
Noochschub an Flaschn für de Leit mußtn mer immer huln,
mit´n Handwogn hie un har
dorch de Fichtn suhln.
Dor Hans mit Paula un drei Gung´ wuhnten im Kraus-Karl-Haus darnabm, dort tats noch kä elektrisch´Licht, när de Petroleumlamp Obmst gabm.
Ja die alte Bratterbud´,
wu itze dos moderne Barghaus stieht, war noch echtes Arzgebirg,
wies oft besunge ward im Lied.
Aa domols ofm Katznstää
wur viel gelacht, gespielt, gesung´ un epper in dor zahntn Stund´ kam noch e´Zeigverein gezugn. "Wir kommen aus Oberwies´nthol", stand ofm Schild geschriebm un breng´ne Günther Anton mit aus Gottesgob do drübm.
Un dor Toler-Hans-Tonel,
wie ar domols wur genannt,
zug mit ei ofm Katznstää,
sei Gitarre in dor Hand.
Mit än Begrüßungstrunk am Stää
empfing dor Hans ne Anton gleich un alle Wandrer vom Verein hieß er willkomme in sein Reich.
Dor Hans, dar salber Mitglied war
im Verein un ganz aktiv,
war natürlich informiert
wie die Sternwandrung su lief.
Hatt´für Oberwies´nthol
schu e´Platzel reserviert
un hot se gleich mit viel Applaus
zu dar Schutzhütt´hiegeführt.
vom Katznstää bis an Grün´Grobm lagertn de Zweigverein´, dos wor e´ Sing´un Musiziern im Wald bei goldig´m Sonneschein.
Die Felsnkupp drübm überm Grund stand immer voller Leit,
dos hatt´dor Stää noch net dorlaabt trotz seiner Ewigkeit.
Aa dor Anton setzt sich glei
beim Imbißstand dornabm,
sang seine Lieder zur Gitarr´,
ja dos vorgaß ich net im Laabm.
Mir Bossn stellt´n uns drüm rim
un sange alle mit ganz fruh
un immer nooch e´jedn Lied
nickt uns dor Anton freindlich zu.
Die Zeit verging do wie im Flug
un als dor Obmd brooch rei,
zugn die Massn wieder ham
beim letzt´n Sonne´schei.
Viel war noch hinerhar ze tu´,
Ordnung verlangt im Wald dor Forscht, mir Gunge hobm alles zamm´gereimt kriegten dorfür Limo un Worscht.
När ämol is dor Anton fei
ofm Katznstää gewasn,
37 schu schied´er aus´m Laabm,
hot für immer uns verlassn.
In mein´m Gedächtnis aber bleibt, wie ar dort für gruß un klää
seine Hamitlieder sang
ubm im Wald beim Katznstää.
Un immer of dan Felsn hult
die Erinnerung mich ei,
wie dor Anton bei uns war
zur Himmelfahrt domols im Mai.
aufgeschrieben von
Willy Löschner im Jahr 2001
| SAGE
Das Fegeweib vom Katzenstein
In der letzten Zeit des Mittelalters lebte ein wilder Raubritter auf einer Burg, die auf dem Katzenstein, der am Schwarzwasser unweit Pobershau zwischen Zöblitz und Marienberg gelegen ist, und machte die ganze Umgebung durch seine Untaten unsicher.
Da beschlossen denn die in der nächsten Umgebung ansässigen Ritter, diesem Treiben ein Ende zu machen. Sie rückten also vor die Burg, umschlossen sie aufs engste und fingen an, sie aus Karthausen und Feldschlangen zu beschießen. Allein die Kugeln fielen, so wie sie die Mauer trafen, kraftlos und unschädlich nieder, denn auf der Mauer stand die alte Amme des Ritters, welche mit dem Teufel im Bunde war, hatte einen Besen in
der Hand und fegte mit dem selben die fliegenden Kugeln aus der Luft weg. Sie selbst traf natürlich keine derselben, ebenso wenig wie
irgendjemanden im Schloss.
Schon wollten die Belagerer schier verzweifeln, da trat der Burgkaplan eines Ritters auf und sprach, er wolle die Kugeln segnen, denn er wisse einen Spruch, dem nichts wiederstehen könne. Die erste Kugel, die man abschoss, schmetterte die Hexe zu Boden,
die zweite machte ein großes Loch in die Mauer, und nicht lange
dauerte es, so war die feste Burg
so zerschossen, dass sie Mannschaft auf Gnade und Ungnade sich ergeben musste.
Der böse Ritter ward hingerichtet und seine Burg der Erde gleichgemacht. Noch heute soll man um Mitternacht bei Monden-schein die gespenstische Amme die Trümmerhaufen fegen sehen.
Quelle: Gräße, J.G.T., Der Sagenschatz des Königreiches Sachsen, Dresden 1874
| LEXIKON
Der Katzenstein
„Nicht ohne Grausen betreten wir den weit vorstehenden Felsen, mit Schauer blicken wir hinab nach dem tosenden Waldbache, der
sich in wilden Krümmungen durch die tiefe Schlucht dahin windet. Links fesselt uns eine ungeheure Felswand, Ringmauer genannt, deren rötliche Färbung mit dem schwarzgrünen Nadelwalde einen düsteren fremdartigen Eindruck hervorruft…“
(„100 Ausflüge in das Sächsische Erzgebirge“ von C. Ehrhardt, 1900)
Katzenstein wird der etwa
90 Meter über dem Talgrund der Schwarzen Pockau, ganz steil
hinabfallende höchste Punkt (706 m ü. NN) der Ringmauer bezeichnet. Die liegt ost-südöstlich von Pobershau im Erzgebirge.
Sagen, Mythen und Legenden ranken um den Katzenstein.
Seinen Namen erhielt er wegen eines Felsvorsprunges, der früher die Gestalt eine Katzenkopfes hatte. Doch das Gestein stürzte
ab. Später wurde das Plateau begradigt, da es abzustürzen drohte.
Vom Plateau bietet sich ein Weitblick ins Schwarzwassertal. Östlich ist langgestreckt im Bogen die Felsformation „Ringmauer“.
Im Südosten erhebt sich der Rabenberg mit der steilen, vom Fluss umschlossenen Bergkuppe des Liebensteins. An diesem Punkt befand sich eine im 12. Jahrhundert angelegte Wehranlage „Raubschloss Liebenstein”, deren Turmruine bis ins 18. Jahrhundert sichtbar gewesen sein soll.
Eine Postkarte aus dem Jahr 1887 u.a. mit dem Motiv des Katzsteins im Schwarzwasserthal bei Pobershau.
| OBJEKTE
Figur Anton Günther mit
Gitarre von Mattias Drechsel, Schwarzenberg, 2011
Figur Anton Günther von Siegfried Timmel, Reitzenhain; Allegorie „Jugend und Alter”, 2000
| BELEUCHTET
70. Sonderausstellung: Zum Jubiläum zog Anton Günther in die „Hütte”
Seit 15 Jahren ist die
Galerie „Die Hütte“ in Pobershau Herberge für das Lebenswerk – die geschnitzten Figuren des Pobershauers Gottfried Reichels. Genauso lang gibt es dort Sonderausstellungen. Mit der für Anton Günther ist nun die 70 geschafft!
Die allererste Sonderschau startete im Juni 1998 mit
den „Geschnittenen Kostbarkeiten“, der hiesigen Scherenschnittgruppe. Es folgten jährlich bis zu fünf neue Ausstellungen, in denen sich Pobershau mit seinen Vereinen, Volkskunstzirkeln,
auf Fotos, Kirchenplakaten,
mit bemalten Ostereiern, Schnitzereien, Geschichte und auch seinen berühmten Persönlichkeiten wie der Skilanglauf-Olympionikin
Elfriede Spiegelhauer ganz ausgiebig präsentierte. Und nun zog auch Anton Günther
in die Hütte ein.
Dass diese Ausstellung überhaupt entstehen konnte, verdankten die „Hütte“ vor allem Leihgebern aus der Region. Museums-Leiterin Janet Franke-Reichel: „Ich hatte anfangs etwas Bauchschmerzen, ob überhaupt genügend Ausstellungsstücke für eine derartige Sonderausstellung zusammen kommen. Denn das ist gar nicht so einfach. Regionale Museen behüten ihre Anton Günther-Relikte
wie einen Augapfel – leihen eher ungern aus. Außerdem gibt es nicht ,das‘ Anton-Günther-Museum, wo man mal einfach nachfragen könnte. Viele Einrichtung
haben verstreut nur wenig
von Anton Günther im Depot. Meist von Museen abgewiesen bot es mir jedoch die Chance, gerade in der umliegenden Region beim Bürger um die Ecke nach Überbleibseln zu suchen – durchaus mit Erfolg“, meinte Museums-Leiterin Janet Franke-Reichel nicht ohne Stolz.. Sie dankte besonders den Erzgebirgszweigvereinen in Schneeberg und Gornsdorf sowie Pobershau für ihre Unterstützung.
Für die Vorbereitung der Ausstellung stand nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung, auch weil der Ausstellungsbetrieb weiterlaufen musste und so organisierte Janet Franke-Reichel mit Unterstützung von Gottfried Reichel auch diese
Sonderausstellung
und deren Durchführung,
„die nur gelingt, wenn es auch bereitwillige Zustimmung in der Bevölkerung gibt.“ Bei einer Günther-Ausstellung sei dies etwas leichter, „ist der Volksdichter doch wie die Seele des Erzgebirges“, so Franke-Reichel, „weil er in seinen Liedern und Gedichten ein lebendiges Bild der Menschen und der Landschaft zeichnet.“
Immerhin über 20 Aussteller haben Teile ihres privaten Besitzes geliehen und sich
so an der Reminiszenz an Anton Günther beteiligt.
Janet Franke-Reichel: „Jedes Stück hat seine eigene Geschichte - mal mehr mal weniger bedeutend, aber auf alle Fälle sind sie alle private Schätze.“ (LPK, Juni 2012)
| THEMA
Kleinode aus
erzgebirgischen Wohnzimmern
Diese Ausstellung im sogenannten Filmraum der Galerie „Die Hütte“ in Pobershau passte genau zu dem, was sonst dort gern abgehalten wird: Gemütliche Feiern bei Kaffee
und Kuchen. Für vier Monate zogen dort knapp 50 kleine Heiligtümer aus erzgebirgischen Wohnzimmern ein – Erinnerungsstücke an Anton Günther. Ein thematischer Faden der Ausstellung wurde mit Absicht nicht gewählt. Das machte auch der Titel: „Reminiszenz zum 75. Todestag” schon deutlich.
Von Original-Dokumenten über Liedpostkarten, meist modernen und liebevollen Schnitzereien war das Spektrum dennoch breit gefächert. Die Leihgaben stammten aus dem ganzen Erzgebirge, aber auch aus dem Ort und dem näheren Umland. Bei der Eröffnung am 21. Juni 2012 wurde schon deshalb ganz genau hingeguckt, was da von wem beigesteuert wurde. Möglicherweise hat sich's schnell rumgesprochen. Bereits nach dem ersten Wochenende wurde erweitert: Ein Modell des Anton Günthers Wohnhauses in Gottesgab und ein Grammophon komplettierten die Ausstellung. Echte Günther-Fans mögen eher weniger Neues entdeckt haben, obwohl doch einige Exponate herausragten... (LPK)
| MUSEUM
Galerie „Die Hütte”
in Pobershau
In der 1997 restaurierten „Hütte“ im Ortszentrum von Pobershau (Rathausstraße) wird in einer Dauerausstellung besonders
das Lebenswerk des Pobershauer Holzschnitzers Gottfried Reichel (*1925) gewürdigt. Skulpturen wider das Vergessen - eine besondere Schnitzausstellung im Erzgebirge. Über 300 geschnitzte Figuren stellen Themen der Bibel dar. Zentraler Bestandteil der Exposition sind aber auch Szenen aus dem Warschauer Ghetto, in denen der Schnitzer eindrucksvoll das unaussprechbare Leid der jüdischen Kinder, Frauen und Männer widergibt. Neben der Dauerausstellung finden in regelmäßigen Abständen Sonderausstellungen statt.
Veröffentlichung in der
Freien Presse Marienberg, Dienstag, 26. Juni 2012
| NOTIZEN
's Feierohmd fürs Alphorn entdeckt
Ein besonderes Hörerlebnis – wenn auch nur von CD – boten
zur Eröffnung der Ausstellung
am 21. Juni Roswita und Reiner Thieme aus Marienberg. Sie sind Initiatoren der Verbreitung des Günther-Liedes „'s Feierohmd“
in der Alpenregion. Seit 2007 klingt es ausgehend von Arosa
in der Schweiz von Tal zu Tal, als Klang des Alphorns. Ein Schweizer Alphornspieler komponierte das Lied von Gesang und Gitarre für Alphorn um und war begeistert. Inzwischen wurde das Stück
auch von anderen Alphorngruppen ins Programm genommen, und in der Schweiz immer beliebter".
Lesung der neuen Günther-Biografie
Ein besonderes Highlight der Sonderausstellung bot am Donnerstag, 6. September 2012
um 18 Uhr im Ausstellungsraum die Autorenlesung der Anton-Günther-Biografie durch die beiden Lößnitzer Autoren Manfred Günther und Lutz Walther. Freiheit zwischen den Grenzen wurde durch einen Lichtbildervortrag umrahmt.
„Anton Günther–
Freiheit zwischen Grenzen
– Die Biographie”, 2011
| GESCHICHTE
Erzgebirgsverein wurde in Pobershau wiedergegründet
Der Erzgebirgsverein wurde
am 5. Mai 1878 auf Anregung von Ernst Köhler, der auch als erster Vereinsvorsitzender fungierte, durch 63 Heimatfreunde des gehobenen Bürgertums in der Bahnhofseiche in Aue-Zelle gegründet. 1883 gab es bereits 31 Zweigvereine mit 2309 Mitgliedern, 1903 zum 25-jährigen Jubiläum waren es dann 60 mit 7769 Mitgliedern.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde
der Gesamtverein mit seinen zahlreichen Zweigvereinen verboten. Dies geschah mit nahezu allen deutschen Vereinen, außer eindeutig antifaschistischen.. Grundlage war das Gesetz Nr. 2 der Alliieierten Kontrollbehörde
am 10. Juni 1945. Die Wiederzulassung wurde
1947 vom Alliierten Kontrollrat
in Berlin-Karlshorst dann abschließend abgelehnt und
der Erzgebirgsverein 1948 aus dem Vereinsregister Aue gelöscht.
Die offizielle Neugründung
des Erzgebirgsvereins im wiedervereinten Deutschland erfolgte schnell. Als Pioniere
sind die Heimatfreunde in Pobershau anzusehen, die schon am 20. Dezember
1989 den ersten Erzgebirgszweigverein wiederbelebten. Sie erhofften sich insgeheim damit das
Recht der Neugründung des Gesamtvereins vollzogen
zu haben. Doch die formell-juristische Neugründung des Erzgebirgsvereins
in den neuen Bundesländern erfolgte offiziell am 21. April 1990 im Kuchenhaus in Zschorlau. Am 12. Oktober 1991 gab es in Eibenstock die Vereinigung mit dem westdeutschen Verein zum traditionellen Erzgebirgsverein mit Sitz in Schneeberg, wo der Verein 1878 gegründet wurde. Am 28. Mai 1990 wurde der EV wieder ins Vereinsregister beim
Kreisgericht Aue eingetragen.
Die größte Mitgliederzahl
hatte der EV 1925 mit 29350 Mitgliedern in 139 Zweigvereinen. Allein inChemnitz gab es damals 3317 Mitglieder. 1978 waren in der BRD noch 23 Zweigvereine aktiv. In der DDR war der Verein seit 1949 verboten, agierte aber unterschwellig im Kulturbund weiter. 2009 hatte der Verein in 61 Zweigvereinen nur noch 3859 Mitglieder.
(LPK)
Quellen: Carl Ehrhardt: „100 Ausflüge in das Sächsische Erzgebirge und angrenzende Landstriche, besonders in das Mulden- und Zschopauthal“, Chemnitz, Verlag Troitzsch, 1900;
Willy Löschner: „Hansi – Der Weg in
die Freiheit“; Galerie „Die Hütte“: www.pobershau.de; Janet Franke-Reichel: „Eröffnungsrede zur 70. Sonderausstellung“;
Erzgebirgsverein: Zur Neugründung und Mitgliederzahlen. Fotos: www.liedpostkarte.de
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