Klipp klapp, klipp Klippl klippl klapp ...harter Broterwerb mit Spaßfaktor
Erzgebirgische Spitzenklöpplerinnen in Steinbach um 1920. Das Foto stammt von Hermann Krauße, einem bedeutenden Fotografen und Klempner aus Steinbach/Erzgebirge. Aufgenommen wurde es vermutlich vor dem Gasthaus 6 Linden in der Hauptstraße 83. Kraußes Motive erschienen nicht nur im Glückauf!, der Zeitschrift des Erzgebirgsvereins, sondern auch auf beliebten Postkarten-Serien, wie den „Bildern aus dem oberen Erzgebirge” – da auch handcoloriert – und auf Heimatschutzpostkarten. Krauße wurde am 8. Juli 1865 in Wolkenstein geboren und starb am 31. März 1945 in Steinbach.
Ersterscheinungsjahr, Nummern und Versionen: (1899) Nr. IV*, IV**
(* einfarbiges Motiv mit Noten; 1899-1902 im Verlag von Joh. Günther, Gottesgab, Nr. 113;
** 1903-1919 einfarb. Motiv mit Noten mit unterschiedlichen Zudrucken
und Verlagsbezeichnungen im Verlag Ant. Günther)
IV Klippl-Lied
Erste Vorkarten-Version mit Noten,
1899 im Verlag Joh. Günther
IV Klippl-Lied
Zweite Vorkarten-Version mit Noten,
1903 im Verlag Ant. Günther
IV Klippl-Lied.
Dritte
Version mit Noten,
1907 im Verlag Ant. Günther
IV Klippl-Lied.
Vierte Version mit Noten, 1915
im Verlag Ant. Günther
| LEXIKON
Klöppeln
Klöppeln ist eine Handarbeitstechnik, bei der mittels Klöppel (spindel-
förmige, meist aus Holz gefertigte „Spulen“) und dem daran aufge-
wickelten Garn verschiedenartige Spitzen gefertigt werden. Die Schneeberger Spitze, auch Moderne Spitze ist die einzige im Erzgebirge um etwa 1910 entwickelte Technik.
Der Zeichenlehrer Paul Rudolph an
der Klöppel- und Zeichenschule in Schneeberg war von Verlegern
des Erzgebirges beauftragt, neue Muster zu entwerfen. Diese sollten
sich durch ein etwas stärkeres Material, vor allem schnellere Anfertigung und einer typischen Gestaltungsweise auszeichnen.
Dies gelang mit der Schneeberger Technik in allen Anforderungen.
Sie kann als offene und als geschlossene Spitze gearbeitet werden. In der freien Gestaltung
wird das fortlaufende Bändchen geschwungen zu naturalistischen
oder stilisierten Gebilden, die in ihrer Wirkung eine vielseitige und geschmackvolle Musterung und Formgebung erzielen. Trotz des stärkeren Leinenfadens sind die Grundzüge der Spitze „leicht” und "luftig" über die Mustergestaltung realisierbar.
Klöppel-Geschichte
Klöppeln verbreitete sich im
16. Jahrhundert mit dem Niedergang
des Bergbaus im Erzgebirge.
Die ersten Klöppelarbeiten sind
schon aus dem 14.Jahrhundert nachweisbar. Die Klöppelspitzen entstanden aus der Posamentierarbeit. Das sind Zierarbeiten wie Borten, Schnüren oder Quasten. Eine der Grundlagen war das Makramee. Wobei jedoch geklöppelte Spitze im Gegensatz zu Makramee nicht geknotet wird. Die andere Grundlage waren die Fransen am Abschluss eines gewebten Stoffstückes. Zwei Jahrhunderte später bezeichnete man alle Arten von Klöppelspitzen als „Posamente“. Ganz gleich ob sie aus weißem Leinengarn, aus bunter Seide oder aus Gold und Silberfäden bestanden.
Klöppelarten
Es gibt mehr als 40
verschiedene Klöppeltechniken.
So nach Muster und verwendeter
Technik oder Material aufgrund der historischen Entwicklung in Renaissance-, Barock-, Klassizismus- und moderne Spitzen anhand der Klöppelregionen, z.B. Honiton (England), Tondern (Dänemark), Brüssel bzw. Brügge (beides Belgien), Mailand (Italien) oder im Erzgebirge.
Schneeberger Technik
Die Schneeberger Technik lässt sich
in die Gruppe der Bänderspitzen ein- ordnen. Heute besteht ein Band immer aus vier Paaren - drei Längspaaren und einem Führungspaar. An engen Stellen wird Leinenschlag geklöppelt. Die breiteren Abschnitte werden mit Ganzschlägen gefüllt. Dabei müssen links und rechts des mittleren Ganz- schlagpaares die gleiche Anzahl von Drehungen ausgeführt werden. Ein Flechter schließt das Muster ab. Verschiedene Verzierungen füllen die freien Flächen innerhalb des Bandes oder der Bänder. Meistens bestehen sie aus Flechtern oder Formschlägen. Sie entstehen gleichzeitig mit dem jeweiligen Band.
Klöppel-Ausrüstung
Klöppelsack:
mindestens 30 cm lang,
genügend schwer,
fest gestopft (Heu, Sägespäne), doppelter Bezug, nicht zu bunt Ständer:
feste Lage des Sacks,
Tischständer aus Holz, Körbchen, Klöppel: 40 bis 60 aus Holz oder Kunststoff;
im Erzgebirge Hülsenklöppel,
glatte Oberfläche Klöppelgarn:
gestärktes Leinengarn,
Stärke: Nm 18/2 (NeL 35/2).
Klassisch wurde meist „Hirschfelder Leinen” benutzt. Häkelnadeln:
1 bis 3, 0,5 - 0,75mm Stecknadeln:
etwa 1000, rostfrei ohne Patina,
mit oder ohne Kopf , 10 Umstecknadeln verschiedene Ausführungen Klöppelpappe:
1 Rolle Pressspan 0,3 - 0,4mm Schere:
Handarbeitsschere scharf, spitz, fein Vorstecher:
verschiedene Ausführungen
mit auswechselbarer Nadel
(Steck- oder Nähnadel) Folie:
Eine Rolle, farbig, selbstklebend,
bei Verwendung von weißem Faden
auf weißen Klöppelbriefen.
Arbeitsweise
Nachdem der Klöppelbrief auf dem Klöppelsack befestigt und alle Klöppel paarweise bewickelt wurden, beginnt das eigentliche Klöppeln. Die Paare werden an den Startpunkten über Stecknadeln laut Klöppelbrief gehängt. Endet die Arbeit ebenfalls dort, werden sie in die entstehenden Ösen eingehäkelt und verknüpft. Das Muster wird entweder im ganzen oder in separaten Teilen, welche aneinander gehäkelt werden, gearbeitet.
Elemente
Typische Klöppelelemente sind Spinnen, Sternchen und Zänkelchen,
an Flechtern auch als Schleife,
Kleeblatt oder Röschen. Häufig werden mehrpaarige Verbindungen gearbeitet.
Heimarbeit. Von wegen, Klöppeln sei nur etwas für Frauen. Auch die Männer mussten mit helfen, um den kargen Verdienst in der Zeche aufzubessern und um die Familie durchzubringen. Photopostkarte um 1910
Die Entstehung
der Liedpostkarte
Anton Günter, der spätere Volkssänger aus Gottesgabbrachte während seiner Lehre zum Lithographen in Prag 1895 mit „Drham is’ drham“ erstmals ein ganzes Lied mit fünf Strophen und zusammen mit einer eigenen einfarbigen Lithographie auf einer Postkarte heraus. Die Erstauflage betrug 100 Stück. Günther selbst nannte seine Karten Liederkarten.
1898 ließ er mit „Groshahner“
(Nr. II) und „Schwammagieher“ (Nr. III) zwei weitere Karten mit kompletten Liedtexten folgen. 1899 stattete er Karten mit Bild, Text und einem vereinfachten Notenbild aus.
Unklar bleibt, welche Karte die erste mit einem Notenbild war. Das „Klippl-Lied“ (Nr. IV), aber auch „Da Pfeif“ (Nr. IX) oder die erste Version der Karte „Da Uf’nbank“ (Nr. X) wären denkbar. Der Nachweis ist nahezu unmöglich, da die Familie Günther bei ihrer Vertreibung keine diesbezüglichen Unterlagen retten konnte. (LPK)
geb. von Elterlein (* um 1514;
† 14. Januar 1575 Annaberg) war Montan-Unternehmerin und vertrieb im Erzgebirge Borten (Posamenten). Barbara Uttmann -
Erfinderin der Klöppelei
Mit nur 15 Jahren wurde Barbara von Elterlein mit dem sieben Jahre älteren Schlesier Christoph Uthmann verheiratet. Der Ehe entstammten 12 Kinder. 1550 gelangte die Saigerhütte Grünthal (heute Olbernau) an Christoph Uthmann aus Annaberg. Nach dessen frühen Tod 1553 wurde das Werk von ihr und drei Söhnen bis 1567 weitergeführt, bis sie durch Intrigen der neidischen Konkurrenz die erträgliche Saigerhütte an den sächsischen Kurfürsten August I. verkaufen musste. Barbara Uthmann ging nach Annaberg zurück, wo sie im Verlagssystem bis 900 Bortenwirkerinnen beschäftigte. Dass sie tatsächlich als Erste auch Klöppelspitze herstellen ließ, lässt sich trotz mündlichen Überlieferungen nicht belegen. Auch deshalb ranken um ihr ohnehin beachtliches Lebenswerk Legenden. Erzgebirgschronist Pfarrer Christian Lehmann, nannte sie 1680 „die Erfinderin des Spitzenklöppelns“, was noch heute zu Irritationen führt.
Ersterscheinungsjahr, Nummern und Versionen: (1920) Nr. 3 (Farblithographie mit Noten ab 1920, einzige Version)
3 Klippl-Lied. Farbige Lithographie mit Noten und verändertem Bild, ab 1920
| HISTORISCHES
Annaberg als
Ursprung des Spitzenklöppelns
Klöppeln diente einst als Zubrot für den kargen Lohn der Männer. Die Kunst der Fertigung von Klöppelspitze war durch protestantische Emigranten nach Annaberg gekommen. Hier lebte Barbara Uthmann, die als Bortenverlegerin unzählige Heimarbeiter unter Vertrag hatte. Uthmann erlernte das Klöppeln von einer dieser Emigrantin aus Brabant. Später holte sie Arbeiterinnen aus Flandern hinzu, die Musterbücher mitbrachten.
1561 gründete Uthmann in Annaberg eine Klöppelschule um jungen Mädchen diese Kunst beizubringen. Auch wenn sie das Handwerk nicht selbst erfand, so hat sie einen wesentlichen Anteil an der Verbreitung des Klöppelns.
Die Herstellung der Spitzen wurde über das Verlagssystem organisiert. Vom Verleger erhielten die Klöpplerinnen und auch Klöppler Mustervorlagen und Garn. Geklöppelt wurde nach ausländischen Vorlagen in Heimarbeit. In Sachsen wurden weniger eigene Spitze entwickelt, sondern hauptsächlich Mechelner und Chantillyspitzen nachgearbeitet. Auf dem Weltmarkt wurden diese meist unter anderen Herstellernamen gehandelt.
Zeitungsanzeige mit Preisen
aus dem Jahr 1909
Um dem abzuhelfen, wurde auf Anregung des Gewerbelehrers Julius Paufler 1877 die Königlich-Sächsische Spitzenklöppelmusterschule in Schnee- berg gegründet, wo Lehrerinnen und Musterzeichner ausgebildet wurden.
Um 1900 gab es im Erzgebirge 35 000 Heimarbeiter, die mit der Herstellung von Klöppelspitze beschäftigt waren.
Die Spitzenklöppelei des Erzgebirges. Ein Handbuch aus dem Jahr 1909 zum Erlernen mit einem geschichtlichen Abriss
Hutzenohmd
Die Erzgebirger klöppelten gern in Gemeinschaft. Im Sommer saßen sie vor und im Winter in den Häusern.
Aus Sparsamkeit und der Geselligkeit wegen, kauerten sie sich abends in einer Stube zusammen, um zu Klöppeln, zu erzählen und zu singen. Diese Hutzenabende wurden reihum bei einer anderen Familie abgehalten. Während die Frauen klöppelten, erzählten sie sich Geschichten, sagten Gedichte auf oder sangen Volkslieder. Die Männer saßen meist auf der Ofenbank und rauchten Pfeife.
| ALBUM
Erzgebirgische
Postkarten
zum Thema Klöppeln
Postkarte aus der Serie
„Leben und Treiben im oberen Erzgebirge" - Klöppelmädln,
Kunstverlag Wilhelm Vogel, ca. 1915
Liedpostkarte „Dort'n uhm sei mir drham!”, Nr. 16 - Text: Bruno Herrmann
Kunstverlag Wilhelm Vogel, ca. 1910
Postkarte „Spitzenklöpplerinnen”,
Liedpostkartenserie, Nr. 27
Kunstverlag Wilhelm Vogel, ca. 1915
Liedpostkarte „De lust'ge Klipplmad.” Nr. 9 - Text: Richard Uhle
Kunstverlag Wilhelm Vogel, ca. 1910
Liedpostkarte „Klippellied.”
Nr. 47 - Text: Curt Rambach
Kunstverlag Wilhelm Vogel, ca. 1915
Liedpostkarte „Wiengliedl.”
Nr. 10 - Text: unbekannt
Kunstverlag Wilhelm Vogel, ca. 1905
Eine kleine Auswahl zwischen 1905 und 1915
Quellen: Anton Günther: „A baar Gedichtla vom Tolerhans-Tonl (Ant. Günther), Erzgebirgische Mundart, Heft 1, 1909", Ant. Günthers Verlag, Gottesgab Erzgebirge (Böhmen);
Anton Günther: „Vergaß dei Hamit net! - Ant. Günthers Lieder aus dem Erzgebirge", Im Selbstverlage, 1911 (mit Autobiografie „Wie ich zu meinen Liedern kam“);
Anton Günther: „Vergaß dei Hamit net! - Zweites Heft", Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig, 1921; Anton Günther's Selbstverlag in Gottesgab, Erzgeb. Böhmen: „Verzeichnis sämtlicher bisher erschienenen Lieder in erzgebirgischer Mundart auf Postkarten”, 1910; Verlag Wilhelm Vogel: „Verzeichnis aller bisher von Anton Günther erschienenen Lieder auf Postkarten“, 1938;
Hartmut Leitner: „Vergaß dei Hamit net!", 2007, René Röder: „Anton Günthers Liedpostkarten", 2009,
Sammlung Siegfried Kandler (Sehma, 2005); Schneeberger Technik: Petra Pönsch auf www.knipling.de;
Spitzenklöppeln – Deutsche Moden-Zeitung, 1909; Wikipedia
Letzte Aktualisierung:13. Juni 2013Erstellt mit Adobe Dreamweaver CS5.5 Optimiert für Mozilla Firefox Javascript erforderlich