Lexikon
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Erzgebirgsverein  Fichtelberg  Glückauf!  Ernst Köhler
Das Logo des
Erzgebirgsvereins
zwischen 1924 und 1934


Es zeigt Schlägel und Eisen mit
den Buchstaben E und V vor
Fichten- und Buchenzweig.
Als Warzeichen wurde es am
11. Mai 1907 in die Zeichenrolle
des Reichspatentamtes eingetragen.


Der Erzgebirgsverein wurde am
5. Mai 1878 auf Anregung von
Ernst Köhler, der auch als erster Vereinsvorsitzender fungierte,
durch 63 Heimatfreunde des gehobenen Bürgertums in der Bahnhofseiche
in Aue-Zelle gegründet.

Ein typisches Erzgebirgsmotiv aus der Zeit um 1905: Eine klöppelnde Familie auf einem handcolorierten Foto in Steinbach.

Alle Vereinsvorsitzende des Erzgebirgsvereins seit seiner Gründung
1878-1899
1899-1910
1910-1925
1925-1928
1928-1937
1937-1944
1955-1971
1971-1980
1980-1991
1991-2006
seit 2006
Joh. Aug. Ernst Köhler
Hermann Möckel
Paul
Gilbert
Fr. Hermann Löscher
Fritz Grundmann
Werner Vogelsang*
Erich
Neubert
Gottfried Zeidler
Hermann Kaden
Wolfgang Kraus
Gabriele
Lorenz
* durch die NSDAP eingesetzter „Vereinsführer”. Vorgänger Fritz Grundmann und der langjährige Schatzmeister des Vereins, Oberförster i. R. Carl Heßmann (Schneeberg), wurden abgesetzt.
Zehn Jahre zwischen 1945 und 1955 gab es den Erzgebirgsverein nicht. In der DDR wurde er verboten, in der BRD wiedergegründet und 1991 vereinigt.

DOKUMENTE

 Laudatio für Gründer
      Ernst Köhler von Nachfolger
      Hermann Möckel, 1903
 Die 25-Jahrfeier, 1903
 Todesanzeige und Nachruf von Paul Gilbert, 1925
 Die 50-Jahrfeier, 1928
 Die Wahl von Fritz Grundmann zum Vorsitzenden, 1929
 Ehren-Urkunde für 25-jährige Mitgliedschaft, Holzschnitt von
Alfred Hoffmann-Stollberg, 1929

THEMEN

Die Vereinsvorsitzenden
Ernst Köhler
Hermann Möckel
Paul Gilbert
Friedrich Hermann Löscher

Glückauf!
1881-1943

Die Unterkunftshäuser
des Erzgebirgsvereins

Fichtelberghaus
Auersberg
Pöhlberg

Anton-Günther
Alle Liedpostkarten von Anton Günther aufgelistet und bebildert – der allererste umfassende Katalog aller seine bisher bekannten 168 Postkartenveröffentlichungen mit Liedern, Gedichten, Sprüchen und Landsturmliedern.Liedpostkarten-Verzeichnis
Ausstellung Annaberg 2006
Ausstellung Dresden 2011
Ausstellung Pobershau 2012


Hilmar Mückenberger
 


Die heutigen Zweigvereine
in Sachsen (53)

Albernau, Annaberg-Buchholz, Ansprung/Sorgau, Aue, Beierfeld, Bernsbach, Breitenbrunn, Bräunsdorf, Burkhardtsdorf, Bärenstein, Crottendorf, Deutschneudorf, Drebach, Dresden, Ehrenfriedersdorf, Elterlein, Erlabbrunn/Steinheidel, Freiberg, Geising, Geyer, Gornsdorf, Hohenstein-Ernstthal, Hormersdorf, Johanngeorgenstadt, Jöhstadt, Klaffenbach, Lauter, Marienberg, Markersbach, Mildenau, Mulda, Neuhausen/Erzgeb., Olbernhau, Pobershau, Pockau, Raschau, Rittersgrün, Satzung, Sayda, Scharfenstein, Scheibenberg, Schlettau, Schneeberg-Neustädtel, Schwarzenberg, Seiffen, Steinbach, Stollberg, Tannenberg, Wiesenthal, Zinnwald, Zschorlau, Zwickau, Zwönitz.

Stand: Dezember 2012


Die heutigen Zweigvereine
außerhalb Sachsens (7)

Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Hannover, Hildesheim, Köln, Solingen.

Stand: Juni 2012


Erzgebirgsbotschafter

Von den 3859 Mitgliedern lebten Ende 2008 insgesamt 3288 in Sachsen, vier in der Schweiz, je einer in Österreich und in San Diego/USA. Als „Erzgebirgsbotschafter“ geführt werden auch Mitglieder in anderen deutschen Bundesländern

2008:
(565 Mitglieder im Ausland
und anderen Bundesländern)
sie stammten u.a. aus:
Nordrhein-Westfalen (201), Niedersachsen (110),
Berlin (59),
Bayern (56).
In der einstigen Hochburg Thüringen waren es 2008 nur noch fünf.

2011:
(494 Mitglieder im Ausland
und anderen Bundesländern)
sie stammten aus der:
Schweiz (5)
USA (1)
Nordrhein-Westfalen (161)
Niedersachsen (99)
Baden-Württemberg (51)
Bayern (54)
Berlin (51)
Hessen (21)
Brandenburg (19)
Rheinland-Pfalz (9)
Hamburg (6)
Schleswig-Holstein (5)
Thüringen (5)
Mecklenburg-Vorpommern (5)
Saarland (3)
Sachsen-Anhalt (3)
Bremen (2)


Stand Januar 2011


Ein Mitgliedsausweis aus dem Jahr 1931


  Die Vorderseite einer Mitgliedskarte aus dem Jahr 1931 und der komplette Inhalt mit Passbild, Mitgliedsmarken und diversen Rabatt-Konditionen.
Zur größeren Ansicht jeweils ins Bild klicken!




Mitgliederentwicklung
seit der Gründung

Noch im Gründungsjahr 1878
entstanden erste Zweigvereine in Schneeberg, Eibenstock, Schlema, Lößnitz, Wolkenstein, Schwarzenberg, Hartenstein, Marienberg, Glauchau-Waldenburg und Dippoldiswalde.
1879 folgten Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Lengenfeld und
Schönheide. 1883 gab es bereits
31 Zweigvereine mit 2309 Mitgliedern, 1903 zum 25-jährigen Jubiläum waren es dann 60 mit 7769 Mitgliedern.


Die größte Mitgliederzahl hatte der
EV 1925 mit 29 350 Mitgliedern in 139 Zweigvereinen. Allein in
Chemnitz gab es damals 3317 Mitglieder, gefolgt von Leipzig (1154), Zwickau (852), Aue (836), Olbernhau (760) und Freiberg (760).

In der Weltwirtschaftskrise gab es 1928 mit 155 zwar mehr Zweigvereine, aber mit 27 800 weniger Mitglieder.Während der politischen Totalvereinnahmung des Erzgebirgsvereins durch die Nationalsozialisten, aber wohl maßgeblich durch die Armut in der Weltwirtschaftskrise, sank die Zahl von 20 877 (1933) auf knapp 18 000 (1938).

1978 waren in der BRD noch
23 Zweigvereine aktiv. In der DDR
war der Verein seit 1949 verboten, agierte aber unterschwellig im Kulturbund weiter. Die heutige Mitgliederzahl des Erzgebirgsvereins bewegt sich um knapp 3800.

Der erste Erzgebirgszweigverein außerhalb des Erzgebirges wurde
1887 in Dresden gegründet, danach entstanden auch Zweigvereine außerhalb des eigentlichen Einzugsgebietes, z.B. in Berlin (1910), Prag (1915), Hamburg (1933), in Frankfurt am Main (1936) und Hannover (1936). 1932 war der Erzgebirgsverein mit 25 000 Mitgliedern der zweitgrößte Verein seiner Art in Deutschland nach dem Alpenverein. (LPK)


Geschäftstelle

Die Geschäftsstelle des Vereins befand sich von 1955 bis 1991 in Frankfurt am Main, von 1991 bis 2008 in Johanngeorgenstadt und wurde
im Februar 2008 wieder in ihre ursprüngliche Heimat nach Schneeberg verlegt.

Bundesvorstand des
Erzgebirgsvereins

Markt 6
08289 Schneeberg
Telefon: 03772/371 221
Fax: 03772/371 498
e-mail: info@erzgebirgsverein.de

Öffnungszeiten:
Dienstag:10.00-12.00 und
14.00-18.00 Uhr
Donnerstag: 9.00-12.00 und
13.00-16.00 Uhr

Erzgebirgsverein im Netz:

www.erzgebirgsverein.de




Am 26. und 27. September 1903
feierte der Erzgebirgsverein
sein 25-jähriges Jubiläum in
Schneeberg
.

| CHRONIK 1877/78

Die Gründung des Erzgebirgsvereins
geht auf eine lustige Schlittenfahrt zurück. Am 30. Dezember 1877 waren der Schneeberger Seminaroberlehrer Dr. Ernst Köhler zusammen mit seinem Kollegen Hermann Möckel, dem befreundeten Baumeister Görling und
dem Ratsoberförster Arnold samt Ehefrauen zu einer Schlittenfahrt nach Wildenthal aufgebrochen.

Dabei stellten sie fest, dass eine touristische Erschließung des Erzgebirges bisher kaum stattgefunden hatte. Verkehrsanbindung und Unterkünfte fehlten, Wanderwege fehlten oder waren nicht ausgebaut, schon gar nicht markiert, das Kartenmaterial oberflächlich. Ob sich die Winterausflügler mächtig verliefen, ist nicht überliefert, dafür aber der aus dieser Zeit ein deutschlandweit kursierende Ruf vom Erzgebirge als das „Sächsisches Sibirien“. Die Herren werden während und nach dem Ausflug mächtig debattiert haben. Sie waren sich aber schnell ganz sicher, dass hier nur ein Verein Abhilfe schaffen kann.

Köhler brachte schon am 5. Mai 1878
in der „Bahnhofseiche" in Aue 63 Herren des gehobenen Bürgertums zusammen die den Erzgebirgsverein gründeten.
Der nahm in Schneeberg seine Arbeit
auf. In der Satzung wurden der Schutz von Natur und Landschaft, die Heimat-

und Brauchtumsforschung, das Wandern, aber auch die Bewahrung und Pflege von Mundart, Literatur Musik verankert und das „durch zweckentsprechende Vorträge, durch Veröffentlichung literarischer, die Natur, Geschichte, das Volksleben, Gewerbe und Industrie umfassender, ferner photographischer oder sonstiger artistischer Arbeiten;... Anlage einer Bibliothek;... Einwirkung auf die erzgebirgische Bevölkerung, insbesondere auf Gemeindevorstände, Wirte, Forstbeamte usw. zur Herstellung guter Wege, von Wegweisern und Marken an Steinen, Bäumen und dergleichen, zum Aufschluss neuer schöner Aussichtspunkte, zur Ausbildung von sachkundigen und gewandten Führern, ... Erhaltung merkwürdiger naturgeschichtlicher und geschichtlicher Gegenstände."

Es funktionierte. In Zusammenarbeit mit den Forstämtern und Gemeinden entstanden schnell Wanderwege, die von Lehrer E. A. Müller aus Chemnitz, dem „Schöpfer der Wegemarkierung” , zuverlässig gekennzeichnet wurden. Die ersten Wanderkarten des Erzgebirgsvereins erschienen, Aussichtspunkte, Aussichtstürme und Hütten entstanden und spätestens nachdem das Eisenbahnnetz das Erzgebirge erreicht hatte, kam fast zwangsläufig auch der Fremdenverkehr in Fahrt. (LPK)




Ein Erzgebirgslied von Kurt Arnold Findeisen
bebildert von Alfred Hofmann-Stollberg.
Aus dem Gedichtbändchen „Mutteland”(1914).



Die Vorsitzenden
des Erzgebirgsvereins

1878-1899: Johann August Ernst Köhler
Seminaroberlehrer in Schneeberg (* 15.8.1829, † 19.12.1903)
1899-1910: Hermann Möckel
Seminaroberlehrer und Stadtverordnetenvorsteher Schneeberg, später Dresden
(* 1849, † 1917)
1910-1925: Paul Gilbert
Oberjustizrat in Hartenstein
(* 22.1.1859 in Dresden; † 4.2.1925 in Schwarzenberg)
1925-1928: Friedrich Hermann Löscher
Pfarrer in Zwönitz (* 14.9.1866 in Annaberg, † 27.12.1944 in Bärenstein)
1928-1937: Fritz Grundmann
Oberstudiendirektor in Eibenstock. (* 27.5.1885, † )
Zwangsweise Absetzung im Dezember 1937 durch die NSDAP
1937-1944: Werner Vogelsang*
NSDAP-Kreisleiter in Annaberg und Reichstagsabgeordneter.
(* 27.9.1895 Schlettau, † 27.7.1947 Wladimir, Kriegsgefangenlager 190, hingerichtet).
Ab Dezember 1939 ließ sich Vogelsang nach dessen Abkommandierung zur Kriegsmarine vertreten. Ab Herbst 1940 übernahm der Annaberger NSDAP-Kulturwart Max Günther den Erzgebirgsverein bis 1944 kommisarisch.

* durch die NSDAP eingesetzter „Vereinsführer”. Vorgänger Fritz Grundmann und der langjährige Schatzmeister des Vereins, Oberförster i.R. Carl Heßmann (Schneeberg), wurden abgesetzt.

1955-1971:
Erich Neubert
Bankoberdirektor in Frankfurt/Main, Schwiegersohn von Fr. Hermann Löscher und 1961 Initiator des Erzgebirgischen Weihnachtsbüchlein (* 1897, † 1971)
1971-1980: Gottfried Zeidler
Betriebsleiter in Gaildorf
1980-1991: Hermann Kaden
Oberstleutnant a. D. in Ansbach (* 1923)
1991-2006: Wolfgang Kraus
Gymnasiallehrer, Bürgermeister von1994-2001 in Johanngeorgenstadt (*1950)
seit 2006: Gabriele Lorenz
Kulturmanagerin der Kreisstadt Annaberg-Buchholz
Leiterin im Haus des Gastes „Erzhammer“



Die ehemaligen Bauten
des Erzgebirgsvereins

Auersberg:
Steinerner Turm erbaut 1860 auf Staatskosten
Auersberghaus: Planung Kemlein, eingeweiht 10. November 1907.

Köhlerturm auf dem Gleesberg:
1879 Aussichtsgerüst, 3. August 1898 Haus, Baumeister Unger, Neustädtel, 2. Oktober 1898 Einweihung Turm, Bau EZV Neustädtel
.
Spiegelwaldturm:
Erbaut 11. September 1881
Bauten 1886, 1903, 1907 (1919 an EV verkauft), EZV Schwarzenberg.
Borbergturm:
1882. Baumeister Dalbazi, EZV Kirchberg.
Turm auf der Dreibrüderhöhe:
3. Mai 1883. EZV Marienberg und Wolkenstein.
Fichtelberghaus:
7. Juli 1888 - 21. Juli 1889. Baumeister Puschmann, Johanngeorgenstadt, Erweiterungsbauten 1899 und 1910.
Geisingberg-Turm:
1891, Turm. 9. September 1906, Rasthaus, Baumeister Hübner, Lauenstein, EZV Altenberg.
Scheibenberg-Turm:
1891, städtisch, 1922 „Borkenhäusel", EZV Scheibenberg.
Keilbergturm, Schneeberg:
1893. Erster Turm: EZV Schneeberg, Hausbau: Stadt Schneeberg 1918 alles an Stadt Schneeberg.
Kuhbergturm, Schönheide:
1894. Erster Turm und Gastwirtschaft, EZV Schönheide und Auerbach
Pöhlbergturm:
12. Juli 1897, Turmweihe, Stadt Annaberg anl. 400-Jahr-Feier.
Aussichtsturm Mulda:
1905. EZV Mulda.
Aussichtsgerüste am Großen und Kleinen Kranichsee:
1908. EZV Carlsfeld.
Berggasthaus Pfaffenberg:
1911. EZV Hohenstein-Ernstthal
Bärensteinhaus:
30. November 1913. Architekt John, Glauchau, EZV Bärenstein
Morgenleitheturm: 4. Juni 1922, Weihe, EZV Aue, Bockau, Lauter und Schwarzenberg.
Waldhaus Harthau:
1925. EZV Harthau bei Chemnitz
Schwartenberghaus, Neuhausen:
18. Juli 1926, Straßenweihe (Gemeinde Neuhausen) und Spatenstich Pfarrer Friedrich Hermann Löscher, Fertigstellung 31. Juli 1927.
Alexanderhöhe bei Planitz:
1926. EZV Planitz, unterstützt von EZV Zwickau. und Kirchberg.
Bielhaus, Eibenstock:
2. Juli 1910. EZV Eibenstock.
Hirtsteinhaus:
11. September 1927. EZV Satzung.
Beutenberghaus:
Herbst 1927. EZV Chemnitz.


Glückauf! – Zeitschrift
des Erzgebirgsvereins

Glückauf!, die Zeitschrift des Erzgebirges ist die 2013 im 124. Jahrgang
erscheinende Vereinszeitschrift des Erzgebirgsvereins. Die erste Ausgabe gab
es am 15. Januar 1881, damals mit einem Umfang von 12 Seiten und einem
Satzspiegel von 12 x 19 Zentimetern. Den Vorschlag für den Namen Glückauf! – Zeitschrift des Erzgebirges hatte der Mitbegründer des Vereins und spätere Vorsitzende Hermann Möckel, ein Seminaroberlehrer aus Schwarzenberg. Vier Monate zuvor am 26. September 1880 wurde die Herausgabe eines Vereinsheftes
auf der Hauptversammlung des Erzgebirgsvereins in Eibenstock trotz
wirtschaftlicher Bedenken beschlossen. Der Schneeberger Realschuldirektor Paul Neeße war der 1. Schriftleiter. Bis zu seiner Versetzung nach Frankenberg 1884 leitete er die Herausgabe, wurde dann vom Vereinsvorsitzenden Ernst Köhler und Möckel, der ab 1892 allein verantwortlich war, abgelöst.



  „Glückauf!”, 1906.   „Glückauf!”, 1915.   „Glückauf!”, 1925.

1910 nach Möckels Rücktritt übernahm Paul Kabisch aus Leipzig die Herausgabe des Glückauf! Nach dessen Tod 1927 bis zur vorübergehenden Einstellung im März 1943 der Oberstudiendirektor Walter Fröbe, Schwarzenberg. Die Zeit des Ersten Weltkrieges und der Wirtschaftskrise überstand die Vereinszeitschrift fast unbeschadet. Der Umfang von über 200 Seiten jährlich musste aber stark reduziert werden: 1918 auf 96, 1919 nur noch 86 und 1923 gar 42 Seiten. Im Jahr 1924 brachte sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Hugo Hartmann, der Mitinhaber der herausgebenden Druckerei C. M. Gärtner, Schwarzenberg/Sa. ein. Duck und Papier wurden verbessert und der Inhalt wesentlich erweitert. Die Auflage konnte auf 33.000 Exemplare gesteigert werden.



  „Glückauf!”, 1928.   „Glückauf!”, 1931.   „Glückauf!”, 1943.

Mit der Ausgabe 3, im März 1943 musste der Glückauf! sein Erscheinen einstellen,
1944 kam auch das restliche Vereinsleben zum Erliegen. Erst 1953 erschien im Westteil Deutschlands der 64. Jahrgang. 1991 kehrte die Redaktion dann mit der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten auch ins Erzgebirge zurück.
Anfänglich wurde das Heft in Johanngeorgenstadt produziert, 2008 nach 65 Jahren kehrte die Redaktion wieder nach Schneeberg zurück. Heute erscheint die Vereinszeitschrift Glückauf in zehn Ausgaben jährlich (ca. 25 Seiten pro Ausgabe).



| CHRONIK 1989

Die offizielle Neugründung des Erzgebirgsvereins in der endenden DDR erfolgte am 21. April 1990 im „Kuchenhaus“  in Zschorlau. Doch schon fast ein halbes Jahr zuvor entstanden erste „Erzgebirgsvereine“. 

Als Pioniere sind die Heimatfreunde in Pobershau anzusehen, die schon am
20. Dezember 1989 den ersten Erzgebirgszweigverein in der DDR gründeten. Und eigentlich vollzogen sie damit 44 Jahre nachdem Verbot auch
die Neugründung des Vereins im angestammten Erzgebirge.

Roland Richter, der zu den Initiatoren
des Pobershauer Gründung zählt, erinnerte sich zum 20-jährigen Jubiläum 2009 in der Freien Presse. „Wir haben es nicht darauf angelegt, die Ersten zu sein, das hat sich einfach so ergeben.“ Mitschuld trug seiner Meinung nach die Stasi. Zum Pobershauer Bergfest
gehören die Ehrenpforten – fünf improvisierte Tore auf den Straßen des Ortes, von denen jedes ein Motto trägt. Eine der Losungen im September 1989 lautete kühn: „Wu de Walder hamlich rauschen!“ Richter: „Damit wollten wir
auf das Waldsterben im Erzgebirge hinweisen. Wir bekamen viel Ärger.
Das war der Knackpunkt!“

Auf einer Dorfversammlung November 1989 stand das brennende Umwelt- Thema dann auf der Tagesordnung. Die Pobershauer diskutierten nicht nur, sie machten Nägel mit Köpfen. „Wir wollten endlich wieder offen zu unserer Heimat stehen“, so Richter. Die Wiederbelebung des Erzgebirgsvereins wurde zum Ziel. Noch zur Versammlung schrieben sich 160 Pobershauer für den zu gründenden Erzgebirgsverein ein. Es ging schnell und wurde bewusst oder undbewusst zum Wettlauf. Es ging schnell und wurde bewusst, oder undewusst, zum Wettlauf.
Parallel zu Pobershau gab es auch in Lauter und Johanngeorgenstadt ähnliche Bestrebungen. Der später erste gesamtdeutsche Bundesvorsitzende
Wolfgang Kraus saß in diesen revolutionären Tagen mit seinen Heimatfreunden in Johanngeorgenstadt ebenfalls zusammen. „Es gab zunehmend passiven Widerstand gegen das System, indem sich die Leute aus ehren- amtlicher Arbeit zurückzogen“, nannte Kraus, der zwischen 1994 und 2001 parallel auch Bürgermeister in Johanngeorgenstadt war, zum Ende seiner Vorstandszeit 2006 als Grund für den über- eilten Wunsch nach der Neugründung des Erzgebirgsvereins. Aus Angst wurde der aber lange nur im stillen „Heimateck“ geäußert. In Johanngeorgenstadt gab es erste Rufe nach dem Erzgebirgsverein laut Kraus schon Januar 1989. „Wir dachten auch an den Erzgebirgsverein. Doch hätten wir das zu diesem Zeitpunkt laut gesagt, wir wären abgeholt worden...“

Gewurmt haben wird Kraus aber dennoch, dass ihm die Pobershauer Heimatfreunde zuvor kamen. In Johanngeorgenstadt fand die Gründungsveranstaltung des Erzgebirgszweigvereins drei Tage später am 23. Dezember 1989 statt, Lauter folgte am 29. Dezember. Danach war die Welle nicht mehr zu stoppen. In Schwarzenberg wurde zunächst ausgiebig diskutiert – auch mit gestandenen Kultubund-Größen „gerungen“ – sich dann am 17. Januar 1990 aber übermächtig für den EV entschieden. Vor der offiziellen Vereinsgründung „Ost“, der formell-juristischen Bedingung für eine Vereinigung mit dem westdeutschen Erzgebirgsverein, gab es bereits acht Zweigvereine in der DDR.

Am 12. Oktober 1991 fand in Eibenstock feierlich die Vereinigung mit dem westdeutschen Verein (1955 bis 1991) zum traditionellen Erzgebirgsverein statt. Als Sitz wurde Schneeberg festgelegt, wo der Verein 1878 gegründet wurde. Am 28. Mai 1990 wurde der Verein dann auch abschließend in das Vereinsregister beim Kreisgericht in Aue eingetragen. (LPK)




Historisches Erzgebirgsmotiv aus der Zeit um 1910,
handcoloriertes Schwarz-Weiß-Foto mit klöppelnden Frauen.




Gründungsdaten des
Erzgebirgsvereins

5. Mai 1878
(Schneeberg)
19. Juni 1955
(Göttingen - Neugründung West)
21. April 1990
(Zschorlau - Neugründung Ost)
12. Oktober 1991
(Eibenstock - Wiedervereinigung)


135 Jahre
Erzgebirgsverein


Der Erzgebirgsverein ist heute
einer der ältesten Heimatvereine Deutschlands. 2013 ist er 135 Jahre alt. Genaugenommen fehlen zehn Jahre in der Geschichtsschreibung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von den alliierten Siegermächten verboten. Ein letzter Versuch ihn wiederzubeleben scheiterte in Stollberg tragisch . Verbote 
Dem 1878 ins Leben gerufenen Verein drohte das dauerhafte Aus. In der DDR übernahm der staatlich gelenkte Kulturbund die Heimatarbeit, doch in der BRD gelang 1955 die Wiedergründung. Da sich der Verein 1945 nicht aus freien Stücken aufgelöst hatte, werden die zehn fehlenden Jahre zum Gesamtalter hinzugezählt. (LPK)



Das Logo im
Wandel der Zeit


Das traditionelle Symbol des Ezgebirgsvereins ist bis heute und über verschiedene Systeme erhalten geblieben. Es zeigt Schlägel und Eisen mit den Buchstaben E und V vor Fichten- und Buchenzweig. Wann es genau eingeführt wurde, bleibt offen. Zumindest war es bei Gründung des Vereins 1878 wohl nochnicht präsent. Um 1855 taucht es aber in schlichten Versionen in Vereinsveröffentlichchungen auf. Zum zehnjährigen Jubiläum 1888 sind Nadeln mit dem Zeichen an Mitglieder vergeben worden. Diese war aber länglicher, das Logo weit nach oben auslaufend. Als Warzeichen wurde es schließlich am 11. Mai 1907 in die Zeichenrolle des Reichspatentamtes eingetragen. (LPK)

1878
1879
1880
1881
1882
1883
1884
1885
1886
1887
1888
1889
1890
1891
1892
1893
1894
1895
1896
1897
1898
1899
1900
1901
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1908
1909
1910
1911
1912
1913
1914
1915
1916
1917
1918
1919
1920
1921
1922
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
1930
1931
1932
1933


1934
1935
...
1940
1941
1942
1943
1944
...
1955
1956
...
1960
...
1965
---
1970
...

1975
...

1978
1979
1980
...
1985
...
1989
1990
1991
1992
...
2000
...
2008
2009

2010

2011
2012
2013


Verbote vor und nach
dem 2. Weltkrieg

Das Verbot wegen Missachtung politischer Auflagen und Forderungen der NSDAP bekam
der Zweigverein Geising 1943
zu spüren, der danach zwangsaufgelöst wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Gesamtverein mit seinen zahlreichen Zweigvereinen verboten. Dies geschah mit nahezu allen deutschen Vereinen, außer eindeutig antifaschistischen Vereinen. Grundlage war das
Gesetz Nr. 2 der Alliieierten Kontrollbehörde am 10. Juni 1945.
Die Wiederzulassung wurde 1947 vom Kontrollrat in Berlin-Karlshorst abschließend abgelehnt und der Erzgebirgsverein aus den Vereinsregister Aue 1948 gelöscht.

Ein letzter Versuch zur Rettung des Erzgebirgsvereins scheiterte am
15. April 1950 in Stollberg. Der Bürgermeister und sechs weitere Heimatfreunde luden zu einem Heimatabend „um die Arbeit des Erzgebirgsvereins zu beleben” ein.
Das wurde von der Staatssicherheit unterbunden und die Initiatoren wie Manfred Mrtin landeten für bis zu drei Jahren inm Zuchthaus.

In Westdeutschland konnte der Erzgebirgsverein 1955 in Göttingen wiedergegründet werden. Er wurde von Frankfurt/Main aus geleitet. Erst nach der politischen Wende 1990 kehrte der Verein ins Erzgebirge zurück. (LPK)


Die ersten
Zweigvereine der DDR


Bereits vor der formellen Neugründung hatten sich diese Zweigvereine wiedergegründet:

1989:
Pobershau (20. Dezember), Johanngeorgenstadt (23. Dez.) Lauter (29. Dezember)
1990:
Zschorlau (6. Januar) Schwarzenberg (17. Januar)
Sayda (17. Februar)
Bärenstein (7. April)
und Freiberg (19. April)

Unmittelbar nach der Neugründung nahmen 1990 die Zweigvereine Geyer, Zwickau, Ehrenfriedersdorf, Markersbach, Annaberg-Buchholz, Mildenau, Olbernau, Marienberg und Bernsbach ihre Arbeit auf.


2002 hatte der Erzgebirgsverein insgesamt 4891 Mitglieder in 72 Zweigvereinen. 2009 waren es 3859 in 61 Zweigvereinen. Der bisher letzte wurde 2008 in Zinnwald gegründet.  (LPK)




Entwurf des einstigen Gründungsfeier-Schildes, das 1928 zum 50-jährigen Jubiläum an der Bahnhofseiche in
Aue-Zelle angebracht wurde. Die Tafel wurde 1944 entfernt, ist verschollen
.

Quellen: Jahresstatistik Erzgebirgsverein, Dezember 2008; Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Erzgebirgsverein, 1903; 50 Jahre Erzgebirgsverein 1878-1928, Hans Siegert, Leipzig;
Glückauf! - Zeitschrift des Erzgebirges, September 1928, Heft 9, 48. Jahrgang; Festschrift 125 Jahre Erzgebirgsverein, 2003; Bestandsverzeichnis des Erzgebirgsvereins, Glückauf!, 1903, 1906, 1925, 1927, 1928, 1929, 1932, 1934; Kalender für das Erzgebirge und das übrige Sachsen, 1908, 1933; Glückauf! Zeitschrift des Erzgebirgsvereins 1888 bis 1943


Letzte Aktualisierung: 15. Januar 2014    Erstellt mit Adobe Dreamweaver CS5.5   Optimiert für Mozilla Firefox   Javascript erforderlich

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